Es war einmal eine Hochzeit… Folge 4

Liebe, Tradition und ein Hauch Nostalgie – wie wurde früher geheiratet? Hochzeiten haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Früher standen das Eheversprechen und das gemeinsame Feiern mit Familie und Freunden im Mittelpunkt. Heute hat sich vieles weiterentwickelt – nicht zuletzt die Inszenierung für Social Media, die schon bei der Verlobung beginnt und bis zur Hochzeit weitergeht.

• Instagram
• Facebook

Aber was war damals anders? Welche Rituale, Herausforderungen und Freuden begleiteten Hochzeiten in den Jahrzehnten vor Selfies und Hashtags? In unserer neuen Serie werfen wir einen liebevollen Blick zurück auf die Geschichten von Paaren, die bis in die 1980er Jahre hinein geheiratet haben. Freu dich auf authentische Berichte, die uns an längst vergangene Zeiten erinnern und zeigen, was wirklich zählt: die Liebe. In unserem vierten Bericht sprechen Sylvia (66) und Frank (67) über ihre Hochzeit in der DDR im Jahre 1983.

• 15 kreative Ideen für Erinnerungen an deine Hochzeitsgäste
• Krank am Hochzeitstag? So rettest du deinen großen Tag
• Hochzeit im Live-Stream: Unvergessliche digitale Momente
• Es war einmal eine Hochzeit… Folge 4
• Hochzeit mit Haustieren – Tipps für eine tierfreundliche Feier

Wie lief eure Verlobung ab?

Wir lernten uns im Mai 1975 kennen. Mein Mann war Bauhandwerker und ich Abiturientin. Die Verlobung feierten wir am 31.12.1977 und es gab eine Kellerparty im Familienkreis. Jeder Gast steuerte etwas zum Essen bei, aber die Ausgaben teilte sich die Familie untereinander auf.

Wann habt ihr geheiratet?

Unseren Polterabend feierten wir am 28.07.1983 in einem Jugendclub. Zwei Tage später, am 30.07.1983 trauten wir uns. An diesem Tag waren wir nur im engsten Familienkreis mit den Geschwistern, Eltern, Großeltern – ungefähr 30 Personen.

Was hattet ihr für Kleidung an?

Die Kleidung war wegen Geldmangel sehr einfach gehalten. Ich trug einen gebraucht gekauften Rock aus weißem Nessel. Dazu habe ich eine weiße Bluse nähen lassen. Die Schuhe stammten für 180 DDR-Mark aus dem Exquisitladen, ein Laden für gehobene Ware. Sie waren weiß und mit einem Keilabsatz versehen. Allerdings verkaufte ich sie nach der Hochzeit wieder wegen Unbequemheit zum halben Preis und außerdem brauchten wir das Geld für unseren Hausumbau.

Mein Mann trug einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und eine schwarze Fliege. Unsere Tochter trug ein Kleidchen mit Schürze und Rüschen, welches von meiner Tante aus Amerika gesponsort wurde. Ein Teil unseres geschenkten Geldes, etwa 1000 DDR-Mark, deckte unsere Ausgaben für die Kleidung und Hochzeit.

Welche Köstlichkeiten gab es an eurer Hochzeit?

Das Essen und Trinken für unsere 70 Gäste auf dem Polterabend machten wir selbst. Für diesen Abend mussten wir über ein Jahr sparen. Es gab Bier vom Fass, Schnaps, den wir mühselig im Laufe eines Jahres zusammentrugen. Die gelieferte Ware in den Geschäften vergriff sich immer schnell. Für die Bowle wurde auch ein Jahr im Voraus vorgesorgt, denn eine Dose Pfirsiche oder Ananas kostete damals 14,50 DDR-Mark und deswegen legten wir die Früchte selbst ein.

Nach unserer Trauung aßen wir in einer Gaststätte Mittagessen mit einem 3-Gänge-Menü: Vorsuppe, verschiedene Fleischsorten, Gemüse, Kartoffeln als Hauptgericht. Zum Dessert hatten wir Eis. Das Essen kostete ungefähr 600 DDR-Mark, welche meine Eltern bezahlten. Auf der Kaffeetafel stand selbstgebackener Kuchen. Das Abendessen aus der Gaststätte bezahlten meine Schwiegereltern. Bei der Dekoration für die Tische waren wir ebenfalls sehr sparsam, denn wir machten auch die selbst.

Habt ihr schon vor der Hochzeit zusammengelebt oder erst danach?

Im Oktober 1980 kauften wir uns ein altes völlig marodes Haus und bis dahin wohnte jeder bei seinen Eltern. Ich war im fünften Monat schwanger. Wegen den DDR-Verhältnissen gab es nur selten Baumaterial. Den Umbau machten wir in Eigenleistung nach der Arbeit und an den Wochenenden. Am 07.02.1981 wurde dann unsere Tochter geboren. Wir hatten zu dieser Zeit noch kein fließendes Wasser und kein Badezimmer.

In der Dachkammer stand ein Hocker mit Eimer, welcher nach jedem Toilettengang in einer Grube im Garten entleert wurde. Das Baby wurde in der Babywanne, nachdem das Wasser per Hand aus dem Brunnen gepumpte und mit einem Tauchsieder erwärmt wurde, gebadet. Wir wuschen uns auf gleiche Weise mit einem Waschlappen und einmal in der Woche durften wir bei den Eltern baden. 1983 hatten wir Luxus im Haus, da das Bad endlich im Rohbauzustand war.

Hattet ihr irgendwelche Rituale auf der Hochzeit?

Wir mussten einen Baumstamm zersägen, Brot und Salz essen und der Bräutigam trug mich über die Türschwelle.

Zu welcher Musik hattet ihr damals getanzt?

Die Musik bediente unsere Familie mit einem Kassettenrecorder und Verstärker. Ein Teil der Musik war Ostrock, aber es lief auch Schlager aus der Zeit. Vorwiegend hörten wir auch verbotene Westrockmusik, wie Bee Gees, Rolling Stones, Phil Collins oder die Beatles.

Wenn ihr eure Hochzeit mit heutigen Hochzeiten vergleicht, was fällt euch da auf? Und was würdet ihr heutigen Brautpaaren raten oder empfehlen?

Trotz recht einfacher Verhältnisse im Gegensatz zur heutigen Zeit war es eine tolle Zeit mit Aufbruchstimmung. Die Sorgen und Nöte, die viele Arbeit, aber auch schöne Abende mit Freunden, die uns halfen, schweißten uns alle zusammen. Es gab mehr Kameradschaft und jeder half jedem.

Autorin: Nele Zühlke

Fotos: Freepik / Freepik, master1305

Du kennst jemanden, der zwischen 1950 und 1989 geheiratet hat oder hast selbst in dem Abschnitt geheiratet? Dann schicke uns gerne die Geschichte an: team@1001hochzeitsideen.com